Energiegemeinschaften: Die Pläne der Regionen

Erste Schritte in eine „grüne“ und demokratische Energiezukunft: Norditalienische Regionen bereiten schon jetzt Förderungsmaßnahmen für Energiegemeinschaften vor. So können Gemeinden in der Lombardei laut einem im Januar verabschiedeten Regionalgesetz noch bis zum 31. Dezember in den zuständigen Ämtern der Region ihr Interesse am Aufbau von Energiegemeinschaften anmelden. In den Abruzzen verpflichtet ein am 21. Mai in Kraft getretenes Regionalgesetz die Regionalverwaltung innerhalb von 90 Tagen Fördermaßnahmen für Energiegemeinschaften festzulegen. In Südtirol wartet man dagegen erst einmal ab, bis die endgültigen Bestimmungen der gesamtstaatlichen Regulierungsbehörde ARERA vorliegen.

Laut dem am 26. Mai vorgestellten Renewable Energy Report 2022 des Politecnico in Mailand gibt es in Italien derzeit 26 Energiegemeinschaften, die alle mit eigenen PV-Anlagen „grünen“ Strom erzeugen. Der für die Förderung erneuerbarer Energie zuständige GSE hat bis zum 2. Mai 37 Förderungsanträge erhalten – 13 von Energiegemeinschaften und 24 von Selbstversorgergruppen. Mehr als die Hälfte dieser Anträge stammt aus den Regionen Lombardei, Piemont und Veneto.

Vorreiter ist in diesem Bereich allerdings die Region Emilia-Romagna, die am 21. Mai ein eigenes Gesetz zur Förderung von Energiegemeinschaften und Selbstversorgergruppen verabschiedet hat. In der Emilia-Romagna existieren bereits mehrere Pilotprojekte wie ein Mehrfamilienhaus in der Gemeinde Scandiano, das Strom für den Eigenbedarf und die „Betankung“ von E-Eutos produziert oder ein Unternehmenspool, der in Imola gemeinsam Strom erzeugen will.

Für Energiegemeinschaften stellt die Region bis zum Jahresende 200.000 Euro und im kommenden Jahr weitere 150.000 Euro zur Verfügung. Dazu kommen 12 Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds ESF und weitere Ressourcen aus dem Nationalen Aufbaufonds PNRR, der 2,2 Milliarden Euro für die Förderung von Energiegemeinschaften in kleinen Gemeinden (mit weniger als 5.000 Einwohnerinnen und Einwohnern) bereitstellt. Bevorzugt fördern will die Region sozial schwache Schichten der Bevölkerung, den Non-Profit-Bereich, Berggebiete sowie Einrichtungen, die Sozial- und Inklusionsprojekte in Kooperation mit Lokalkörperschaften und Non-Profit-Organisationen anbieten und durchführen.

Energiegemeinschaften – so die Region – werden nicht nur die Erzeugung, Nutzung und Speicherung von erneuerbaren Energien in der Emilia-Romagna steigern, sondern auch Projekte und Maßnahmen zur Förderung des sozialen Zusammenhalts, zur Verringerung der Energieentnahme aus dem Netz und zur Bekämpfung der Energiearmut unterstützen. Bürger, Unternehmen, lokale Behörden und Verbände seien daher „Protagonisten eines noch nie dagewesenen Wandels“.

Allerdings werden auch in der Emilia-Romagna zahlreiche Gemeinden nicht über das notwendige Fachwissen verfügen, um aufwändige technische Machbarkeitsstudien zum Aufbau von lokalen Energiegemeinschaften zu erstellen. Diese sind daher auf teure externe Berater angewiesen. In einigen Regionen stehen in diesem Fällen die Stiftungen italienischer Großbanken als Geldgeber bereit, wie die Fondazione Compagnia di San Paolo in den Regionen Piemont, Ligurien und Aosta oder die Fondazione Cariplo, die in der Lombardei und in den Provinzen Novara und Verbano-Cusio-Ossola Energiegemeinschaften, Vereinigungen zum Selbstverbrauch und übergemeindliche Energieschalter mit 1,5 Millionen Euro unterstützt.