Was geschieht aktuell auf dem Energiemarkt?

Seit Wochen und Monaten kennt der Energiepreis nur eine Richtung – nach oben.

Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung auf die Energie Werk Prad Genossenschaft und seine Mitglieder?
Zunächst möchten wir in Erinnerung rufen, wie eine Stromrechnung aufgebaut ist. Wie in der Grafik dargestellt setzt sich die Stromrechnung aus der Energiekomponente (ca. 35%), den Transportgebühren in Bezug auf den Netz- und Messdienst (ca. 25%), den Systemkosten (ca. 25%) und den Steuern und Abgaben (ca. 15%) zusammen.

Im Durschnitt hat der Haushaltskunde in Italien für seinen Strom in den letzten Jahren einen Preis von ca. 22€ct/kWh bezahlt. Im Vergleich zu anderen Ländern, wie z.B. Deutschland wo der Strompreis in den letzten Jahren bereits bei durchschnittlich ca. 30€ct/kWh lag, ist der Strompreis (noch) relativ günstig zu haben.

Die Mitglieder der Energie-Werk Prad Genossenschaft (kurz EWP) sind von den Systemkosten im Verhältnis der Eigenproduktion (durch EWP-Produktionsanlagen) zum Eigenkonsum (der Verbrauch der Mitglieder) befreit und zahlen somit durchschnittlich ca. 4-5€ct/kWh weniger für ihren Strom als bei anderen Stromverkäufern. Außerdem wird den Mitgliedern ein weiterer Rabatt auf die Energiekomponente gewährt. Somit zahlt das Mitglied für seinen Strom durchschnittlich ca. 15-16€ct/kWh, anstelle von ca. durchschnittlich 22€ct/kWh. Diese Erleichterung zu Gunsten der Mitglieder wird nur sehr wenigen Energiegenossenschaften in Italien gewährt und wurde hart erkämpft.

Trotz eigener Netzinfrastruktur und Stromproduktionsanlagen ist das EWP über die Primärkabine mit dem nationalen Netz verbunden und somit im nationalen/internationalen Energiemarkt eingebettet. Das bedeutet, dass wir einerseits vielen regulatorischen Vorgaben der nationalen Strommarktbehörden unterworfen sind. Anderseits müssen wir uns an die allgemeinen nationalen Preise anpassen, wie z.B. in Bezug auf die Energiekomponenten und auf die Transportgebühren.

Die aktuellen Preissteigerungen im Primärenergiemarkt (Erdgas, Öl) haben direkte Auswirkungen auf die Energiekomponente. Steigen beispielsweise die Primärenergiekosten (z.B. Öl, Erdgas, Kohle), so steigen auch die Preise am Energiemarkt für Strom. Dies hängt damit zusammen, dass Italien (wie auch die meisten anderen europäischen Länder) von Importen abhängig ist und zu diesen erhöhten Preisen eingekauft werden muss.

Die Gründe für diese Preissteigerungen sind sehr vielfältig. Einer davon ist die hohe Nachfrage nach Erdgas und das geringe Angebot. Neben den Gas- und Ölpreisen sind auch die Preise für die Emissionszertifikate erheblich gestiegen. Grund dafür ist die künstliche Verknappung der Emissionszertifikate durch die Europäische Union, um die Klimaziele für 2030/2050 erreichen zu können. Auch das hat unmittelbare Auswirkungen auf die allgemeinen Strommarktpreise, da die konventionellen Großkraftwerke zu höheren Kosten produzieren müssen.

Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der Energiepreiskomponente (bzw. Stromgroßhandelspreis) von 2019 bis 2021. Lag der durchschnittliche Preis im Jahr 2019 (ähnlich wie in den Jahren zuvor) bei ca. 5€ct/kWh so liegt der Stromgroßhandelspreis im Oktober 2021 (*Stand 20. Oktober 2021) bei über 20€ct/kWh. Im Pandemiejahr 2020 lag der durchschnittliche Jahrespreis bei ca. 3,5€ct/kWh und somit deutlich unterhalb der Vorjahresniveaus.

Die aktuelle Entwicklung ist besorgniserregend. Auch für die kommenden Wintermonate gibt es noch keine Entwarnung. Aktuell arbeiten die EU und die einzelnen Staaten an Gegenmaßnahmen, welche die Preissteigerungen abfedern sollen.

Für die Mitglieder der Energie Werk Prad Genossenschaft bedeutet dies, dass die Befreiung der Systemkosten in Höhe von durchschnittlich ca. 4-5€ct/kWh weiterhin bestehen bleibt. Anders ausgedrückt: Hätte das EWP keine eigenen Produktionsanlagen, so müssten auch die Systemkosten bezahlt werden. Außerdem wird ein weiter Rabatt auf die Energiekomponente gewährt. Wir arbeiten weiter daran eine möglichst vollständige Eigenständigkeit zu erreichen um in Zukunft noch unabhängiger von den Marktpreisen zu werden. Das bedarf allerdings weiteren Investitionen um jederzeit (auch im Winter) die Abhängigkeiten vom nationalen Netz zu reduzieren. Das aktuelle Projekt „Suldenbachkraftwerk“ ist hierfür ein weiterer wichtiger Meilenstein in diese Richtung.

Die Transportgebühren von durchschnittlich ca. 3-4€ct/kWh bleiben von den aktuellen Preissteigerungen unberührt. Die Energiepreiskomponente hingegen erfährt eine erhebliche Steigerung, sodass in den Wintermonaten mit spürbaren Preissteigerungen zu rechnen ist.

Bitte achten Sie daher auf ihren Stromverbrauch und reduzieren Sie dort, wo es möglich ist.
Wir erwarten erst im Frühjahr 2022 eine wesentliche Entspannung der Stromgroßhandelspreise.
EWP – Wunderer Michael